Kurseinheit F090 Reisejournalismus
Kurseinheit | |
Lernziel | Die Teilnehmenden sollen das Berufsbild des Reisejournalisten kennen lernen und einen Einblick in das das Berichterstattungsfeld „Reisen" und seine Besonderheiten erhalten. |
Studienbriefautor | Françoise Hauser |
Belegungsempfehlung | Dieser Studienbrief wird Teilnehmenden empfohlen, die interessiert sind, als Reisejournalisten tätig zu werden. |
Inhalte | Was ist Reisejournalismus und wer braucht ihn?; die Kunst Themen zu finden; Textarten; die klassischen Strukturteile eines Reisetextes; Stil-Fragen; Bilder und Bildunterschriften; Serviceteil und Kästen. |
Notengewichtung | einfach |
Leseprobe | Download |
Reisejournalismus
Fremde Kulturen und exotische Länder üben nach wie vor einen ungebrochenen Reiz auf den Mediennutzer aus. Deshalb will auch nahezu kein Medium auf das Reise-Ressort verzichten. Allein im Printbereich gibt es auf dem deutschen Markt etwa 40 reine Fachmagazine sowie circa 200 Zeitungen und Zeitschriften mit einem eigenen Reiseressort. Hinzu kommen unzählige weitere Formate in Hörfunk, Fernsehen und vor allem im Internet, wo es zu jedem Reiseziel zahlreiche Seiten gibt, deren Inhalte teilweise auch mit journalistischem Anspruch gefüllt werden.
Seit wann gibt es Reisejournalismus?
Reisemagazine und Reiseressorts wurden vorwiegend nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, als die Mediennutzer es sich auch leisten konnten, die Länder zu besuchen, über welche sie sich zuvor informiert haben. Doch das Thema Reise hat die Mediennutzer schon sehr viel länger interessiert und fasziniert. Deshalb dürfen die Berichte und Erzählungen der Forscher im 19. Jahrhundert als früheste Formen des Reisejournalismus gelten. Sie berichteten subjektiv über ihre Reisen, die sie meist durch den Fernen Osten oder Afrika geführt hatten, und begründeten damit auch die Tradition der Reisereportage.
Bekannt sind Reiseberichte aber schon aus der Antike, jedoch wurden diese nicht in periodischen Medien, sondern allenfalls in Buchform veröffentlicht. Die Reisenden berichteten bis in die Neuzeit hinein außerdem nicht für eine breite Schicht an Mediennutzern, sondern für Politiker und Händler, die sich großen Profit in fremden Ländern erwarteten.
Ein Ressort im Wandel?
Seit einigen Jahren berichten vor allem Regionalmedien zunehmend auch über lohnenswerte Ausflugsziele in ihrem Verbreitungsgebiet. Obwohl es sich dabei streng genommen nicht um klassischen Reisejournalismus handelt, können diese Themen auch dem Reiseressort zugerechnet werden. Denn zum einen finden Urlaubsgäste, die ihre Freizeit in der Region verbringen, lohnenswerte Ziele. Und zum anderen verzichten immer mehr Verbraucher in Deutschland auf einen langen, mehrwöchigen Urlaub, in dem sie eine Fernreise machen. Stattdessen splitten sie den Urlaub lieber auf mehrfache freie Tage im Jahr, welche sie für Ausflüge in die nähere Umgebung nutzen.
Welche Themen sind gefragt?
Weil Reiseberichte nur dann lebendig wirken, wenn der Autor seine eigenen Eindrücke schildern und vielleicht die eine oder andere Anekdote erzählen kann, ist es zwingend notwendig, dass er das Land selbst besucht hat, bevor er den Bericht schreibt. Als häufigste Quelle der Reisejournalisten gelten deshalb die Reiseveranstalter, die regelmäßig Pressereisen für Fachjournalisten veranstalten. Diese beinhalten zwar ein umfangreiches Programm, bieten den Journalisten jedoch ausreichend Möglichkeiten, eigene Eindrücke zu sammeln. Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass sie mit der Reiseleitung einen kompetenten Ansprechpartner haben, der ihnen alle Informationen liefert, die sie sich ansonsten mühsam selbst zusammensuchen müssten. Denn selbst bei Fernreisen haben die Journalisten meist nur wenige Tage Zeit, um für ihren Beitrag vor Ort zu recherchieren, weil auch in diesem Ressort der Zeitdruck in den vergangenen Jahren gewachsen ist.
Welche Textarten werden im Ressort verwendet?
Neben Reportagen und Reise-Features, in welchen die Reisejournalisten ihre persönlichen Eindrücke schildern, sind bei den Mediennutzern vor allem Hintergrundartikel, Meldungen, Portraits und Servicetexte gefragt. Die Portraits von Urlaubsländern und -regionen, Servicetexte und Meldungen werden meist vom heimischen Schreibtisch aus geschrieben. Bei diesen Textsorten sind schließlich in erster Linie kurze, neutral geschriebene Informationen gefragt, die sich in den verschiedensten Quellen im Internet finden lassen.
Auch Hintergrundberichte, die etwa die Geschichte eines Landes, die politische Situation oder die wirtschaftliche Lage beleuchten, werden häufig ergänzend zur Reportage nachrecherchiert und nachträglich geschrieben. Diese Form der Berichterstattung ist vor allem im Internet oder in Fachmagazinen, wenn ein bestimmtes Schwerpunktthema behandelt wird, zu finden. Jedoch können diese Informationen für Reisende, die sich abseits ihrer Reisegruppe auf Entdeckungsreise machen, wichtig sein. Warum zum Beispiel in der Dominikanischen Republik für Reisende abseits der großen Hotelanlagen die Gefahr, einem Taschendieb zum Opfer zu fallen, relativ groß ist, wird nämlich erst ersichtlich, wenn die Hintergründe erläutert werden. Schließlich grenzt das karibische Traumland direkt an einen der ärmsten Staaten der Welt, der über Jahrzehnte hinweg von einem Diktator ausgenommen wurde, der ein politisch äußerst instabiles Land zurückließ. Das bedeutet: Lebensbedrohliche Armut ist also durchaus auch in der Dominikanischen Republik ein Thema.
Wie wichtig sind Bilder?
Bilder als Einstieg in den Text sind in allen anderen Ressorts wichtig, im Reisejournalismus hingegen sind sie geradezu unverzichtbar. Dabei geht es nicht nur darum, den Mediennutzer gewissermaßen über das Bild in den Text hinein zu locken. Vielmehr zeigt das Bild auch Dinge, die ausschließlich mit Text schwierig oder gar nicht erklärt werden können. Von den oft baufällig wirkenden Hängebrücken, wie sie etwa in den Anden genutzt werden, um über Schluchten zu führen, hat der Mediennutzer erst dann einen richtigen Eindruck, wenn er sie leibhaftig vor Augen sieht. Viele Reisemagazine drucken deshalb umfangreiche Fotostrecken ab, die alle Aspekte der eigentlichen Reportage oder des Hintergrundberichts weiter unterstreichen.
Weil die Bilder extrem wichtig sind, muss der Reisejournalist außerdem ein besonderes Augenmerk auf den Bildtext legen. Ein offensichtlicher Fehler, der nicht bemerkt wird, reicht aus, um beim Mediennutzer die Kompetenz des Reisejournalisten zu diesem Thema zu untergraben. Der Bildtext muss kurz beschreiben, was auf dem Foto dargestellt wird und kann zusätzliche Informationen liefern, etwa in welcher Region des Landes sich das Motiv befindet.
Der Kasten, Service oder mehr?
Vor allem Printmedien nutzen im Reiseteil gern Kästen, in welchen sie wichtige Informationen zum Hauptthema unterbringen können. Dabei wird unterschieden zwischen regulären Infokästen und Servicekästen.
Im Infokasten können Informationen, die der Reisejournalist für wichtig erachtet, kompakt präsentiert werden, für welche er im eigentlichen Bericht keinen Platz hat. Dazu gehören beispielsweise Informationen wie die Hauptstadt eines Landes, die Einwohnerzahl, die geographische Lage oder einige wichtige Eckdaten zur Geschichte.
Während der Reisejournalist bei der inhaltlichen Gestaltung von Infokästen relativ frei ist, gilt dies nicht für Servicekästen. In diesen erwartet der Mediennutzer konkrete Informationen, die für den Fall weiterhelfen, dass er das Land bereisen möchte. Zu den wichtigen Informationen, die ein Servicekasten bieten muss, gehören etwa die Einreisebestimmungen des jeweiligen Landes oder ob bestimmte Impfungen vorgeschrieben oder empfehlenswert sind. Auch welches Reisedokument benötigt wird, sollte im Servicekasten nicht fehlen. Befindet sich das Land in einer eher instabilen Region der Welt, sollte auch ein Hinweis darauf nicht fehlen, ob das Auswärtige Amt in jüngerer Vergangenheit Reisewarnungen ausgesprochen hat und wo sich die Mediennutzer im Fall einer Reise vorab informieren können.