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Meik Schirpenbach - katholischer Stadtjugendpfarrer in Bonn



Die lange Tafel ist gedeckt. Auf ihr stehen in regelmäßigen Abständen brennende Kerzen, dazwischen ragen kleine Türme aus Brotscheiben hervor. Um die Tafel herum sitzen Menschen und unterhalten sich angeregt, als Meik Schirpenbach – eine blaue Küchenschürze umgebunden - eine Glocke läutet und die Gäste zum Mittagsmahl begrüßt. In letzter Sekunde fällt ihm ein, dass auch Gäste versammelt sind, die kein Deutsch sprechen, also fasst er seine kleine Ansprache in flüssigem Schulenglisch zusammen. Die ausländischen Gäste nicken fröhlich. Das Mahl in der Kirche St. Franziskus in Bonn kann beginnen.

Meik Schirpenbach ist katholischer Stadtjugendpfarrer in Bonn. Seit 2009 leitet er das Jugendzentrum „Campanile“. 2003 wurde er im Alter von 32 Jahren zum Priester geweiht. Aus Belgien hat er die Idee zu dem Mittagsmahl mitgebracht. Etwas abgewandelt hat er das „Franziskusmahl“ daraus gemacht, das nun seit 2014 viermal jährlich stattfindet.

Bei allem, was er tut, strahlt er Entschlossenheit aus. Schon sein klarer Blick verrät das. Ebenfalls seine kräftigen Locken, die seinen Kopf je nach Wetter mehr oder weniger stark umgeben. Mit Unnötigem hält er sich nicht lange auf, er packt ohne Umschweife an. Das vermittelt er in seinen Predigten ebenso wie in Dingen des Alltags. Als eine Helferin kurz vor Beginn des Mahls Milch auf den Boden verschüttet, sprintet er los, geht ein Putzwägelchen holen und beseitigt die Lache selbst. Und er geht seinen eigenen Weg. Bevor er seinen Dienst im Campanile antrat, wurde ein Konzept für das Jugendzentrum entwickelt. Er hat es bis heute nicht gelesen. Stattdessen ist er auf Anfragen eingegangen und im Laufe der Zeit kamen eigene Ideen dazu. „Vieles entsteht spontan und durch „learning by doing“. Das ist einfach so. Was soll man groß planen?“, sagt er.

Schon vor Jahrzehnten war es schwierig, Jugendliche für kirchliche Angebote zu interessieren. Heute ist das u.a. durch die verkürzte Schulzeit noch schwieriger geworden. In Predigten, die er ohne Manuskript hält, ärgert er sich schon einmal über die „Ökonomisierung“ des Lebensbereiches Schule. Dann steigert er sich in seine Wut hinein und fängt an, energisch mit den Händen zu gestikulieren.

Doch er lässt sich nicht aufhalten. Zu sehr liegt ihm am Herzen, Menschen davon zu überzeugen, welche positive Kraft der Glaube im Menschen freisetzen kann. So ist er über Jahre hinweg im gesamten Stadtgebiet in Schulen gegangen und hat Werbung gemacht. Anfangs kamen sechs, sieben Jugendliche zu den Jugendgottesdiensten. Seit ca. zwei Jahren kommen ungefähr 70 - 80 Jugendliche und junge Erwachsene. Die Saat geht langsam auf.

Es gibt diesen Typ Mensch, der sagt, was gesagt werden muss. Ohne zögerliches Abwägen, wie das Gesagte vielleicht auf andere Menschen wirken könnte. Meik Schirpenbach legt sich diese Fesseln nicht an. Er sagt von sich selbst, dass er meistens spontan handelt. Bereuen tut er das anschließend nicht und ins Grübeln, ob das richtig oder falsch war, gerät er auch nicht. In einem Gottesdienst geht er auf zwei Jugendliche zu, die sich vernehmbar unterhalten und fordert sie auf entweder ruhig zu sein oder die Kirche zu verlassen. Anschließend befragt, ob er noch darüber nachdenke, sagt er „Nö, ich habe ja dabei gelächelt“.


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