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Eine Baumschule zieht um



INWIL/CH Die Gärtnerei Schwitter AG hat ihre Produktion erfolgreich verlegt. Der 3 ha große neue Produktionsbetrieb, der unweit des Stammsitzes liegt, wurde Ende April in Betrieb genommen. Für eine künftige Erweiterung der Produktion und den Ausbau eines Ökonomiegebäudes des ehemaligen Bauernhofs können zusätzliche 3,5 ha genutzt werden.

Die Planung eines neuen Produktionsbetriebs wurde bereits vor rund fünf Jahren eingeläutet. Investoren beabsichtigten, auf dem von der Gärtnerei Schwitter jahrzehntelang gepachteten 4,5 ha großen Areal in Kriens rund 700 Wohneinheiten zu bauen. Auf der Suche nach einem neuen Standort für ihren Produktionsbetrieb wurde die Gärtnerei Schwitter in der Nähe des im Jahr 2003 eröffneten Stammsitzes in Inwil fündig. „Die vier  zusammenhängenden Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 12,5 ha konnten wir von vier Eigentümern langfristig übernehmen“, erklärt Roman Schwitter, Geschäftsführer und Inhaber der Gärtnerei Schwitter AG, Inwil.

Im Dezember 2012 stimmte die Gemeindeversammlung Inwil dem Gestaltungsplan und der Erweiterung der Sondernutzungszone Gärtnerei/Gartenbau für eine bodenunabhängige Pflanzenproduktion zu. «Die Zonenbestimmungen einer Landwirtschaftszone sehen vor, das Pflanzen nur im Erdreich der Gärtnerei kultiviert werden dürfen», betont Josef Mattmann, Präsident der Gemeinde Inwil. Erst bei einer Erweiterung der Sondernutzungszone Gärtnerei/Gartenbau für eine bodenunabhängige Pflanzenproduktion sei, so Mattmann eine Produktion der Pflanzen in Töpfen möglich. «Einer Gefährdung der Fruchtfolgeflächen darf nicht erfolgen», präzisiert der Präsident und fügt hinzu: «Den Erhalt der Fruchtfolgeflächen hat die Gärtnerei Schwitter AG erfüllt, sodass dem Umzonungsbegehren in der Gemeindeversammlung zugestimmt werden konnte».


1 Die Gärtnerei Schwitter AG hat Ende April 2015 ihre neue Produktionsstätte in Inwil in Betrieb genommen.
2 Roman Schwitter will den Produktionsstandort Schweiz stärken.
3 Josef Mattmann ist Präsident der Gemeinde Inwil

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anfang September 2014 fiel der Startschuss für den Bau des neuen Produktionsbetriebs. Das nahe der Autobahnausfahrt Gisikon-Root gelegene Areal galt es zu begradigen und die auf dem Gelände befindlichen Freileitungsmasten in die Planung der 30 000 m² großen Containeranlage und des 2 400 m² großen Cabrio-Foliengewächshauses zu integrieren. Dies bedeutete beispielsweise, bei den für die höheren Kulturen eingeplanten Stützgerüsten in der Containeranlage anstelle von leitendem Draht eine Spannschnur zu verwenden.

Nach der siebenmonatigen Bauphase konnte der neue Betrieb Ende April 2015 die Produktion aufnehmen. „Mit unserem neuen Produktionsstandort in Inwil und den sehr kurzen Distanzen zu unserem Stammsitz können wir noch flexibler und schneller auf die Bedürfnisse unserer Kundschaft reagieren“, freut sich Schwitter.

Clevere Planung für optimale Arbeitsabläufe

Im neuen, 2400 m² großen achtschiffigen Cabrio-Foliengewächshaus werden künftig jährlich rund mehrere Hunderttausend Pflanzen für den Großhandel und den Privatverkauf produziert. In den vergangenen Jahren hat der Großhandel der Gärtnerei Schwitter mit einem Anteil von aktuell 50 % einen enormen Zuwachs erfahren. Hervorragende Dienstleistungen und das vielfältige und breite Sortiment in hoher Qualität seien hier entscheidend für den Erfolg. 

Zu den Hauptkulturen, die im neuen Produktionsbetrieb kultiviert werden, zählen Ahorne, Rosen, Gehölze, Obst, Stauden und Bodendecker im 0,5-Liter- bis 120-Liter-Topf. Die fünf Mitarbeiter des neuen Produktionsbetriebs können je nach Bedarf saisonal durch Mitarbeiter des Personalstamms (60 Jahresstellen) der Gärtnerei Schwitter AG unterstützt werden. Vor allem in Zeiten, in denen getopft wird, kann dadurch das Personal sehr flexibel eingesetzt werden.

„Unsere Jungpflanzenproduktion befindet sich im nahe gelegenen Stammsitz in Inwil und produziert jährlich über 250 000 Jungpflanzen“, berichtet der Geschäftsführer und erklärt: „Deshalb profitieren wir in unserem neuen Produktionsbetrieb von sehr kurzen Transportwegen.“ Kurze Wege garantiert auch das Erdlager. Auf einer Fläche von 60 m² ist es im Cabrio-Foliengewächshaus, nahe des 340 m² großen Arbeitsbereichs, integriert. Im Cabrio-Foliengewächshaus finden die frisch getopften, eher empfindlichen Kulturen auf einer 2 000 m² großen Stellfläche ihren geschützten Platz. Zur Beschattung sind drei Schirme (Pyrotex Air) installiert. Das Schattiergewebe ist schwer entflammbar und hat eine Lichtdurchlässigkeit von circa 46 %. Je nach Bedarf der einzelnen Kulturen können, so Schwitter, die drei voneinander unabhängig steuerbaren Beschattungsschirme flexibel eingesetzt werden.

Die Bewässerung erfolgt über zwei Indoor-Hängegießwagen mit Flachstrahldüsen und integrierter Magnetventilabschaltung. „Die Gießwagen ermöglichen eine optimale Ausnutzung der Stellfläche, da die Fahrt des Gießwagens jeweils bis zum Hausende erfolgt“, erklärt Schwitter. Auf 20 000 m² Netto-Aufstellfläche bietet die neue Containeranlage Platz für mehrere Hunderttausend Pflanzen. Ein Teil der aus integrieren. Betonelementen erbauten Stellflächen wurde bereits vor dem Start der neuen Produktion Ende April 2015 mit dem Baumschulbestand aus Kriens bestückt. „Die Zufahrtswege wurden mit Mergel befestigt und halten somit den hohen Anforderungen bei der Bestückung der Containerflächen oder der Bestellkommissionierung der Containerware für den Verkauf stand“, berichtet Schwitter. Vom angrenzenden 3 000 m² großen Verladeplatz aus erfolgt der Weitertransport der kommissionierten Containerware für den Verkauf in den nur wenige Hundert Meter entfernten Stammsitz der Gärtnerei Schwitter.

Ausgeklügeltes Bewässerungskonzept

Die Bewässerung der neuen Containeranlage erfolgt durch vier Freiland-Hängegießwagen mit Flachstrahldüsen und stabiler Dreiecksgitterkonstruktion. Die Aus- und Umschaltung erfolgen über Magnetschalter, die über eine Schubstange mit Magneten angesteuert werden. „Einzigartig in der Schweiz sind unsere vier mit Energieketten ausgestatteten Freilandgießwagen“, betont der Geschäftsführer. Die Energieketten ermöglichen mehr Stellfläche für die Pflanzen und eine reibungslose Schlauch- und Kabelführung. Der Wasserschlauch und das Stromkabel werden dabei geordnet parallel zur Laufschiene geführt. Zur Bewässerung der hohen Kulturen stehen den Mitarbeitenden zusätzlich Tropfschläuche und Hand-Zapfstellen zur Verfügung.

Die Bewässerung des Cabrio-Foliengewächshauses und der Containeranlage erfolgt mit Regenwasser. Das über das Gewächshausdach und die Aufstellflächen aufgefangene Regenwasser wird in vier Stahlblechsilos, die je 375 m3 fassen, gesammelt. In der im Cabrio-Folienhaus integrierten Bewässerungsstation mit Frequenzumrichter zur Pumpenregelung wird das Regenwasser gefiltert. „Nach den ergiebigen Regenfällen Ende Mai sind unsere Silos zurzeit komplett gefüllt“, erklärt Schwitter. Somit müsse nur in sehr trockenen Perioden auf den Einsatz von Grundwasser zurückgegriffen werden. 

Für den Ausbau eines Ökonomiegebäudes des ehemaligen Bauernhofs fiel Anfang Juni 2015 der Startschuss. Die neuen sanitären Einrichtungen und den Aufenthaltsraum können die Mitarbeitenden dann ab Herbst 2015 nutzen. Aktuell hat die Gärtnerei Schwitter am neuen Produktionsstandort 3 ha in Betrieb genommen. Eine weitere Produktionsfläche von 1,5 ha wurde technisch bereits voll erschlossen und steht künftig für eine bedarfsgerechte Produktionserweiterung zur Verfügung. Schwitter, der auf ein vielfältiges Sortiment und flexible Serviceleistungen setzt, will mit dem neuen Betrieb in Inwil erklärtermaßen den Produktionsstandort Schweiz weiter stärken.

 

4 Einzigartig in der Schweiz – die vier Freiland-Hängegießwagen der Containeranlage sind mit Energieketten ausgestattet.
5 Bewässerung hoher Kulturen mit Tropfschläuchen.
6 Das über das Gewächshausdach und die Aufstellflächen aufgefangene Regenwasser wird in vier Stahlblechsilos, die je 375 m² fassen, gesammelt.
7 Blick ins neue, 2400 m² grosse Cabrio-Foliengewächshaus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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