geschrieben von Tina Rabus
Publikationsdatum am 29.07.16 12:42
Marco Michel leitet die Bruckberger Werkstatt, die zu den ältesten Werkstätten der Diakonie Neuendettelsau gehört. Circa 260 Menschen mit Behinderung arbeiten in der Werkstatt.
Tina Rabus: Welche Tätigkeiten gehen die Beschäftigten hier in der Bruckberger Werkstatt nach?
Marco Michel: Heutzutage haben wir im Wesentlichen Verpackungs- und Metallarbeiten von Industriekunden. Unsere Eigenprodukte werden zum Beispiel in unserer Korbflechterei und Näherei gefertigt. Außerdem habe ich eine Gruppe Beschäftigter im Bereich der Landschaftspflege.
Tina Rabus: Was zeichnet Ihre Eigenprodukte aus?
Marco Michel: Unsere Produkte sind von sehr hoher Qualität, fair gehandelt, nachhaltig und echte Handarbeit. Unser Puppenwagen hat beispielsweise die „spiel gut“ Auszeichnung bekommen.
Tina Rabus: Können Sie einige Firmen nennen, für die Sie arbeiten?
Marco Michel: Die meisten unserer Industriekunden kommen aus der näheren Umgebung. Ein langjähriger großer Kunde von uns ist die Fa. Playmobil Brandstätter, für die wir sowohl Kommissionierarbeiten, als auch die Pflege der kompletten Außenanlagen übernehmen.
Tina Rabus: Was bedeutet die Arbeit für die Behinderten, die bei Ihnen arbeiten?
Marco Michel: Unsere Beschäftigten bekommen durch ihre Arbeit eine geregelte Tagesstruktur. Sie wohnen in Bruckberg und kommen dann jeden Tag um sieben zur Arbeit. In dieser Zeit machen sie etwas Produktives und sind Teil eines Ganzen. So wie ich das hier erlebe, identifiziert sich jeder Einzelne wahnsinnig mit seiner Arbeit.
Tina Rabus: Das heißt, es steckt eine hohe Motivation hinter der Arbeit?
Marco Michel: Ja, ganz genau. Das lässt sich auch ein Stück weit daran erkennen, dass dieses Jahr das erste Mal elf Beschäftigte ihr 40-jähriges Betriebsjubiläum haben.
Tina Rabus: Wie unterscheidet sich dann der Arbeitsalltag hier zum Arbeitsalltag in anderen Betrieben?
Marco Michel: Wir versuchen natürlich in diesem ganzen Konzept darzustellen, dass es eine Arbeit wie jede andere ist. Aber natürlich müssen wir auf die individuellen Fähigkeiten unserer Beschäftigten achten. Dementsprechend haben wir verschiedene Vorrichtungen, damit diese Menschen mit Behinderung ihre Arbeit ausführen können. Zudem haben wir Sozialpädagogen und einen Sozialdienst im Haus.
Tina Rabus: Inwieweit sind Ihre Beschäftigten in die Gesellschaft integriert?
Marco Michel: Menschen mit Behinderung sind in Bruckberg in eine ganz normale Dorfgemeinschaft integriert. Eine wichtige Aufgabe stellt sich für uns, Menschen mit Handicap dazu zu befähigen, einen Arbeitsplatz außerhalb der Werkstatt einzunehmen. Unser Integrationsleiter ist ständig bemüht, Praktika in Industrie- und Handwerksbetriebe zu organisieren.
Tina Rabus: Das heißt, Sie bereiten einige Mitarbeiter darauf vor, dass sie auch in anderen Betrieben arbeiten können?
Marco Michel: Ganz genau. Letztes Jahr konnten wir durch verschiedene Praktika einen jungen Mann mit Handicap an einen „ganz normalen“ Betrieb zu ganz normalen tariflichen Bedingungen vermitteln.
Tina Rabus: Fällt Ihnen noch etwas zum Thema ein?
Marco Michel: Wir haben natürlich auch Personalengpässe und würden uns über mehr Bewerber für ein freiwilliges soziales Jahr freuen.