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CyberKnife – ein modernes Strahlenskalpell gegen Krebs



Bis 31. August 2015 konnten Betroffene und Interessierte die Wanderausstellung „Leben mit Krebs.Betroffene machen Mut“ im Achenbach-Krankenhaus in Königs Wusterhausen besuchen.

Die Fotoausstellung mit dazugehöriger Broschüre veranschaulicht den Umgang und die Bewältigung der Krebserkrankung durch Betroffene und ihre Angehörigen, um anderen Patienten und deren Familien und Freunden Mut zu machen. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenlos. Sie wurde durch die Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung Brandenburg e. V. (LAGO) organisiert. In Brandenburg gibt es nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin Brandenburg jährlich etwa 14.500 Krebsneuerkrankungen. Diese Anzahl entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Werder (Havel). In Brandenburg sind bösartige Neubildungen des Kehlkopfes, der Luftröhre, der Bronchien und der Lunge die häufigsten Todesursachen. Frauen werden vor allem wegen der Diagnose Brustkrebs vollstationär aufgenommen. Aufgrund des zunehmenden Lebensalters der Menschen wird sich die Anzahl der bösartigen Tumorfälle in den kommenden Jahren noch weiter erhöhen. Trotzdem haben Betroffene die Chance auf ein relativ hohes Lebensalter. Das Sterbealter von Krebspatienten lag im Jahre 2013 bei durchschnittlich 73,4 Jahren. Es hat sich in den letzten 30 Jahren um 3,3 Jahre erhöht. Britische Wissenschaftler sind hoffnungsvoll. Sie sind überzeugt, dass im Jahr 2050 niemand unter 80 Jahren an Krebs sterben müsse. Präventionsmaßnahmen werden ausgefeilter und frühzeitige Diagnosen erleichtern die Behandlung. Außerdem werden Heilungsmethoden wie Operationen, Bestrahlungen oder auch Medikamente effektiver und vielfältiger. Auch psychosoziale Maßnahmen spielen in der derzeitigen Krebstherapie eine wichtige Rolle. Heute ist die Chemotherapie die Basis der Therapie gegen Krebs. Doch Patienten leiden unter den starken Nebenwirkungen der Chemotherapie. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Haarausfall sind die häufigsten Begleiterscheinungen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist die Behandlung der Patienten mit dem CyberKnife-System eine Alternative.

CyberKnife ist der Markenname eines Bestrahlungsgeräts der Radiochirurgie des Herstellers ACCURAY in den USA. Das Gerät arbeitet robotergestützt und wird vorwiegend bei Patienten mit bösartigen Tumorerkrankungen eingesetzt. Bedingt durch die verschiedenen aufwendigen Technologien wird es auch als CyberKnife-System bezeichnet. Es kann Tumore in allen Körperregionen behandeln. Die Tumore müssen klare Grenzen zum gesunden Gewebe aufweisen. Sie dürfen auch eine bestimmte Größe nicht überschreiten. Je größer ein Tumor ist, desto größer muss der Durchmesser der einzelnen Strahlen sein. Jedoch führt das zu einer stärkeren Belastung des umliegenden Gewebes. In der Nähe des empfindlichen zentralen Nervensystems darf ein Tumor beispielsweise nicht größer als 3 cm sein. Übersteigt er diese Größe, ist eine Behandlung mit dem CyberKnife-Systems nicht möglich. Tumore, die ins Gewebe wuchern, sind ebenfalls nicht mit CyberKnife therapierbar. Während der Behandlung erzeugt ein Linearbeschleuniger energiereiche Strahlen, die millimetergenau auf das zu bestrahlende Zielgebiet positioniert werden. Aus 100-190 vom Computer errechneten Einstrahlrichtungen treffen die Strahlen dann auf das Krebsgeschwür. Die Tumorzellen werden durch die hochenergetische Photonenstrahlung am Erbgut, der DNA, geschädigt. Das hat den Zelltod der Tumorzellen zur Folge. In den nachfolgenden Wochen baut der Körper die toten Tumorzellen ab; die Ausscheidungsorgane entsorgen die Reststoffe. Bei der herkömmlichen Strahlentherapie ist eine derart zielgerichtete und präzise Behandlung von Tumoren nicht möglich, da Patienten- und Tumorbewegungen durch deren Technik nicht berücksichtigt werden können. Die Bestrahlung ist nicht allein auf den Tumor gerichtet, sondern zieht auch umliegendes Gewebe mit ein. Der Strahlentherapeut muss deshalb die notwendige Strahlendosis erhöhen und auf bis zu 40 Sitzungen über mehrere Wochen verteilen. Nur auf diese Art und Weise kann sich das bestrahlte gesunde Gewebe zwischen den einzelnen Sitzungen erholen. Bei der Behandlung mit dem CyberKnife-System besteht die Gefahr der Verletzung von gesundem Gewebe nicht.

In Deutschland gibt es derzeit zehn CyberKnife-Zentren. Sie befinden sich in Berlin, Hamburg, München-Großhadern, Frankfurt/Main, Köln, Soest, Güstrow, Erfurt, Villingen-Schwenningen und Göppingen. Sucht ein Krebspatient mittels behandelndem Arzt die Hilfe eines CyberKnife-Zentrums, prüft zunächst ein sogenanntes Tumor-Board dessen Krankheitsverlauf, sämtliche radiologischen Bilder und Befunde. Das Tumor-Board ist ein Expertengremium bestehend aus unterschiedlichen krebstherapeutischen Ärzten (Strahlentherapeuten, Neurochirurgen, Ärzte der Inneren Medizin, Radiologen, HNO-Ärzte, Gynäkologen usw.). Ist eine Krebsbehandlung mit dem CyberKnife-System sinnvoll, wird der Patient zu einem Erstgespräch in das entsprechende CyberKnife-Zentrum eingeladen. Der Patient erhält sämtliche Informationen zu Möglichkeiten und Grenzen der radiochirurgischen Therapie. Der Arzt erläutert die Vorgehensweise der Behandlung und deren Folgen und versucht dem Patienten Angst und Unsicherheit zu nehmen. Außerdem klärt er mit ihm die Frage der Kostenübernahme der Behandlung. Um dann die Bestrahlung akkurat vornehmen zu können, ist eine sogenannte Bildgebung erforderlich.Dazu benötigen Ärzte eine exakte Diagnostik in Form von entsprechenden Bildern, die mittels Computertomographie und Kernspintomographie erstellt werden. Mit diesen Bildern können die Radiochirurgen und Physiker die Bestrahlungsplanung vornehmen. Sie legen sowohl die Gebiete fest, die geschont werden müssen, als auch den dreidimensionalen Tumor. Mit den ermittelten Informationen speisen sie den Planungscomputer des CyberKnife-Systems. Dieser errechnet nun die besten Strahlengänge und Richtungen sowie die Intensität und Dosierung der Strahlung, um die optimale Wirkung der Behandlung zu erzielen. Am Behandlungstag liegt der Patient bequem auf dem Behandlungstisch. Wünscht er eine Ablenkung, kann seine Lieblingsmusik eingespielt werden. Bei einem Gehirntumor legt der Arzt ihm zusätzlich eine vorher angepasste Kopfstütze an. Bei einigen Patienten wird vor Therapiebeginn ein kleiner Goldmarker implantiert. Das ist ein etwa 5 mm großer Goldstift. Dieser ist bei atemverschieblichen Tumoren wichtig, da er aufgrund seines ausgezeichneten Röntgenkontrastes immer die exakte Lage des Tumors erkennen lässt. Jeder Patient sollte der Therapie möglichst ruhig und entspannt entgegensehen. Stärkere Bewegungen sollten sie vermeiden. Kleinere Bewegungen, auch bedingt durch die Atmung, passt das CyberKnife-System der Behandlung automatisch an. Die Ärzte befinden sich in einem Kontrollraum. Von dort aus überwachen sie den Patienten über Videokameras. Die Arbeiten des „Operierenden“ beobachten die Ärzte auf einem Monitor. Der operierende ist ein flexibler Roboterarm, der mit der Bestrahlungseinheit bestückt ist. Aus seinem Ende kommt der unsichtbare Strahl, der die Tumorzellen zerstören soll. Der Roboterarm wechselt ständig seine Position und umkreist die Tumorzellen mit etwas Abstand zum Körper. Der Patient ist zwar allein im Behandlungsraum, kann aber bei Bedarf über ein Mikrofon Kontakt mit den Ärzten aufnehmen. Die Behandlung selbst dauert zwischen 45 und 90 Minuten. In der Regel ist eine Behandlungssitzung ausreichend. Nur bei größeren Tumoren oder bei Notwendigkeit der Aufteilung der Strahlendosis auf mehrere Sitzungen erhält der Patient weitere Behandlungstermine. Die nächsten Sitzungen werden dann an den nachfolgenden Tagen durchgeführt. Nach der Behandlungssitzung kann der Patient das CyberKnife-Zentrum verlassen. Nach drei bis sechs Monaten wird eine Kontrolluntersuchung mit neuen radiologischen Bildern empfohlen. Einige Zentren geben die Möglichkeit, die Bilddaten auf einer CD mit den Angaben zum Befinden des Patienten zuzusenden. Mit Hilfe der Informationen ermitteln die Ärzte den aktuellen Gesundheitszustand sowie das Ansprechen des Tumors auf die Behandlung.

 

 

 

 

 

 

 

 


Beispiel eines CyberKnife-Behandlungsraums mit Bestrahlungsgerät (Foto: ACCURAY)

 

Herr Dr. Ullrich, Sie sind Strahlenphysiker sowie Mitbegründer und ehemaliger Geschäftsführer der CyberKnife-Zentren Güstrow und Frankfurt am Main. Welche entscheidenden Vorzüge bietet das CyberKnife-System gegenüber anderen Formen der Krebstherapie?

Die Krebsbehandlung mit dem CyberKnife-System hat für Patienten tatsächlich einige entscheidende Vorteile gegenüber anderen Therapieformen. Die hochpräzise Positionierung der Strahlen minimiert die Strahlenbelastung und verhindert eine nachhaltige Schädigung des gesunden Gewebes. Es ist weder eine Operation noch der Einsatz einer Narkose erforderlich. Durch die ambulante Behandlung ist ein Krankenhaus oder Rehabilitationsaufenthalt nicht nötig.

Mit welchen Schmerzen muss ein Patient rechnen?

Die Therapie ist vollkommen schmerzlos, so dass einige Patienten sogar während der Behandlung einschlafen.

Werden Patienten fixiert oder angeschnallt?

Da das CyberKnife-System sich den Bewegungen des Patienten anpasst, können Ärzte auf deren Fixierung oder Ruhigstellung verzichten. Die Patienten können eine ihnen angenehme Liegeposition einnehmen. Bewegungen des Patienten sowie Tumorbewegungen in Echtzeit registriert das CyberKnife-System; der Behandlungsstrahl wird entsprechend korrigiert.

Welche Nebenwirkungen hat die Behandlung mit dem CyberKnife-System?

Die meisten Patienten zeigen keine Nebenwirkungen. Sie können unmittelbar nach der Behandlung ihren gewohnten Aktivitäten oder beruflichen Verpflichtungen nachgehen. Nur wenige Patienten klagen kurzfristig über Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Übelkeit. In äußerst seltenen Fällen kann es durch die verzögerte Strahlenwirkung zu einer heftigen körpereigenen Immunabwehr kommen. Diese tritt mitunter erst Wochen oder Monate nach der Behandlung auf. Sie zeigt sich in einer vorübergehend auftretenden ungewöhnlich starken Umgebungsreaktion. In diesem Fall sollte ein Arzt des entsprechenden CyberKnife-Zentrums aufgesucht werden. Jedoch werden die Patienten vor der Behandlung mit dem CyberKnife-System über alle möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt.

Um die Kostenübernahme der Krebsbehandlung mit einem CyberKnife-System zu gewährleisten, muss jedes CyberKnife-Zentrum Leistungsverträge mit den einzelnen Krankenkassen abschließen. Besteht kein gesonderter Vertrag zwischen der gesetzlichen Krankenkasse des Patienten und dem CyberKnife-Zentrum kann der Patient die Kostenübernahme individuell beantragen. Die CyberKnife-Zentren sind bei der Antragstellung gern behilflich. Für privatversicherte Patienten bestehen in der Regel entsprechende Vereinbarungen für die Kostenübernahme. Die Erfahrungsberichte der Patienten in den letzten Monaten zeigen, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten einer CyberKnife-Behandlung oft übernehmen. Die Patienten sind darüber sehr erfreut. Außerdem sind sie von der angenehmen Atmosphäre, den vertrauensvollen Gesprächen sowie der professionellen Beratung und Betreuung durch die Teams in den einzelnen CyberKnife-Zentren angetan. So schreibt beispielsweise Angela Brütting, Patientin des Zentrums in München-Großhadern in ihrem Dankesbrief: „Alles was ich tun kann, ist hier auf diesem Wege allen Patienten des CyberKnife-Zentrums zu sagen: Habt Vertrauen, die wissen, was sie tun.“

Monika Köckeritz hat ihren Examensbeitrag in erweiterter Version als eBook herausgegeben.


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