Persönliche Kompetenzen

Der Beruf des Journalisten zählt zu den Berufen, die ein hohes Maß an persönlichen Anforderungen an diejenigen stellen, die ihn ausüben. Es handelt sich dabei um sogenannte Soft-Skills, die ein angehender Journalist bereits bis zu einem gewissen Grad besitzen muss, bevor er die Ausbildung beginnt. Diese lassen sich zwar durch konsequente Übung erweitern, jedoch nicht von Grund auf erlernen. Wer sich etwa in größeren Ansammlungen von Menschen unwohl fühlt, kann durch entsprechende Techniken erlernen, dieses Unwohlsein zu unterdrücken oder sogar zu beseitigen. Wer hingegen unter regelrechten Angstzuständen leidet, sollte besser seinen Berufswunsch überdenken.

Folgende Soft-Skills sind notwendig, um als Journalist erfolgreich arbeiten zu können:

Kommunikationsfähigkeit

Der Journalist hat im beruflichen Alltag tagtäglich mit einer Vielzahl von völlig unterschiedlichen Menschen zu tun. Diese sind nicht in jedem Fall aufgeschlossen und von sich aus bereit, dem Journalisten die Informationen zu liefern, die er benötigt. Es muss ihm also gelingen, relativ schnell einen Draht zu seinem Gegenüber zu finden und dadurch eine gewisse Vertrauensbasis aufzubauen. Das gilt natürlich umso mehr bei Menschen, mit welchen der Journalist regelmäßig in Berührung kommt, beispielsweise die Pressesprecher von Behörden, Politiker oder Interessenvertreter.

Sorgfalt
Eine sorgfältige Arbeitsweise erleichtert den Alltag und hilft beim Vermeiden von Fehlern. Denn nicht selten kommt es vor, dass der Journalist über mehrere Tage hinweg zu einem bestimmten Thema recherchiert, mit einer Vielzahl von Informanten spricht und sich während der Gespräche nur flüchtige Notizen macht. Das Recherchematerial zu einem Thema sollte an einem eigenen Platz auf dem Schreibtisch, etwa in einem Ablagefach, gesammelt werden. Lässt sich ein wichtiger Informant gerade nicht erreichen, kann es hilfreich sein, einige kurze Stichpunkte zu machen, um später gezielt fragen Stellen zu können.
Flexibilität
Weil der Journalist täglich mit verschiedenen Tätigkeiten konfrontiert ist, muss er schnell zwischen den einzelnen Themen umschalten können. Flexibilität ist auch deshalb wichtig, weil der Journalist in der Redaktion ständig damit rechnen muss, in seiner aktuellen Tätigkeit gestört zu werden, etwa durch das klingelnde Telefon, den Besuch eines freien Mitarbeiters oder eines Informanten oder schlicht, weil einer der Kollegen gerade eine Frage in den Raum stellt. Hinzu kommt die Vielzahl an Tätigkeiten, weil der Journalist ja nicht nur recherchieren und schreiben muss, sondern unter Umständen auch in die Produktion eingebunden ist. Und jede dieser Tätigkeiten wird auch von externen Faktoren beeinflusst, sodass der Journalist im Vorfeld nicht einschätzen kann, wie lange er wofür brauchen wird.
Kreativität
Egal, ob die Themen vom aktuellen Tagesgeschehen vorgegeben werden, oder ob der Journalist einen langen Vorlauf für ein langes Thema hat, wie es bei Fachjournalisten oft der Fall ist, er muss sowohl bei der Themenfindung als auch bei der Recherche kreativ vorgehen. Schließlich handelt es sich in den meisten Fällen nicht um Exklusivgeschichten, sondern um Themen, die auch von Kollegen anderer Medien bearbeitet werden. Um sich von der Masse der Berichte abzuheben, sollte der Journalist deshalb mit einem anderen Ansatz herangehen und das Thema vielleicht aus einem anderen Blickwinkel beleuchten.
Kreativität ist auch in der nachrichtenarmen Zeit, etwa zwischen Weihnachten und Neujahr oder während der Sommermonate gefragt. Auch dann wollen die Mediennutzer mit Berichten und Nachrichten versorgt werden. Diese Zeit muss der Journalist also mit Themen überbrücken, für die es keinen aktuellen Anlass gibt.
Logisches Denken

Der Journalist muss in der Lage sein, die Zusammenhänge in seinem jeweiligen Fachbereich zu erfassen. Dafür ist die Fähigkeit zum logischen Denken erforderlich, wobei es durchaus Themenfelder gibt, in welchen Logik nicht im mathematischen Sinn begriffen wird. In der Politik etwa gibt es meist keinen geraden Weg zwischen zwei Punkten, sondern zahlreiche Grauzonen, die zu einer Entscheidungsfindung führen. Will ein Journalist fundiert aus dem politischen Geschehen berichten, muss er unter anderem wissen, wer bei welcher politischen Gruppierung die Marschrichtung vorgibt, welche Akteure auf der politischen Bühne gut miteinander zusammenarbeiten und wer eher bekannt dafür ist, Intrigen zu spinnen. Diese Fakten zu kennen, ermöglicht es, auch die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Teamfähigkeit

Meist ist der Journalist in ein größeres Team eingebunden, das von Fall zu Fall unterschiedlich besetzt ist. Er muss mit Kollegen aus dem Ressort ebenso zusammenarbeiten können, wie etwa mit verschiedenen Technikern oder den Kollegen aus dem Marketing, welche Anzeigenplätze oder Sendeplätze für Werbespots verkaufen. Der Journalist sollte zwar mit den Kollegen zusammenarbeiten und bestehende Hierarchien akzeptieren, dabei aber keinesfalls die eigenen Ziele aus den Augen verlieren. Weil die Interessen der verschiedenen Abteilungen unter Umständen miteinander kollidieren, muss er sich gegebenenfalls auch durchsetzen können.

Lernbereitschaft

Selbst wenn ein Journalist in einem Fachbereich arbeitet, in dem er das fachliche Hintergrundwissen hat, ist der Journalist im Laufe seiner Tätigkeit ständig mit Neuem konfrontiert. Er muss also dazu bereit sein, sein Wissen zu erweitern, sich in seinem Fachbereich auf dem Laufenden zu halten und sich vor allem bei fachfremden Themen das notwendige Hintergrundwissen anzueignen. Und auch die Techniken bezüglich Recherche und Publikation ändern sich kontinuierlich, wie die Entwicklung der vergangenen Jahre gezeigt hat. So übernehmen die Journalisten im Printbereich dank moderner Software mittlerweile auch die Gestaltung der Seiten, was noch in den 1990er Jahren von einer Technikabteilung übernommen wurde. Softwarelösungen machen es zudem auch möglich, dass Hörfunk- und Fernsehjournalisten den Schnitt ihrer Beiträge zumindest teilweise selbst übernehmen können.

Sprachliche Ausdrucksfähigkeit

Eine gute sprachliche Ausdrucksfähigkeit ist für einen Journalisten unabdingbar und in allen Ressorts vonnöten. Schließlich geht es bei den meisten Beiträgen darum, einen komplexen Sachverhalt sowie die Aussagen von Experten so darzustellen, dass der Bericht für die Zielgruppe des Mediums verständlich ist. Eine gute Ausdrucksfähigkeit ist außerdem wichtig, wenn der Journalist für die Berichterstattung verschiedene Darstellungsformen wählt. Denn für eine Nachricht oder eine Reportage gelten ganz andere sprachliche Kriterien wie für einen Kommentar oder eine Glosse.

Verantwortungsbewusstsein

Journalismus trägt durch seine gesellschaftliche Rolle zur öffentlichen Meinungsbildung bei und jede Veröffentlichung in einem Medium kann sich persönlich und/oder wirtschaftlich auf einen Menschen oder ein Unternehmen auswirken. Deshalb ist es - ganz unabhängig von der journalistischen Sorgfaltspflicht - notwendig, dass der Journalist sowohl bei der Recherche als auch beim Formulieren verantwortungsbewusst zu Werke geht. Es ist nicht nur unangenehm, wenn man sich im Nachhinein für eine Falschmeldung entschuldigen muss, sondern kann möglicherweise sogar juristische Konsequenzen haben. Ein Bewusstsein für diese hohe Verantwortung journalistischer Arbeit zu vermitteln, verstehen wir als unsere vorrangige Aufgabe als Journalistenschule. Die Kurseinheit Journalistische Ethik vermittelt vor dem Hintergrund allgemeingültiger ethischer Ansätze Grundlinien ethischen Handelns innerhalb der journalistischen Tätigkeit.